Balkan II Bosnien



Unsere Urlaubsplanung war noch ziemlich in der Schwebe, als völlig unerwartet ein Päckchen vor der Türe lag. Aus Bosnien. Drin waren Wein und Schnaps und ein Karte - von meinem helfenden Engel, der mir nach meinen Crash vor 2 Jahren so sehr geholfen hat. Sein Sohn hat geheiratet und den selbstgemachten Wein und Schnaps zur Feier wollte er uns nicht vorenthalten. Und schon stand die Urlaubsplanung fest: Den Besuchen wir - auf nach Bosnien.

 

Nach einem intensiven Blick auf die Landkarte war die Route recht schnell klar, zudem wollte ich in Bosnien ein bisschen TET Strecken mit unterbringen. Kurz sah es so aus, als ob uns das Wetter einen ganz dicken Strich durch die Rechnung machen wollte, als wir Anfang August startklar waren. Heftigste Unwetter hatten vor allem in Slowenien zugeschlagen und einige Landstriche überflutet. Trotzdem schien unsere geplante Route mit kleinen Änderungen möglich, also machten wir uns auf den Weg. Die erste Etappe führte bis kurz vor die slowenische Grenze und am nächsten Morgen dann nach Slowenien. Nach der flotten Passfahrt nutzten wir die Autobahn ein Stückchen um uns den Großstadtverkehr in Lublijana zu ersparen, dann ging es weiter, auf kleinen und kleinsten Sträßchen. Unsere Unterkunft in Kroatien lag gute 30km vor der Bosnischen Grenze und 25km von der berühmten Zeljava Airbase entfernt. Als wir unsere Unterkunft erreichten, standen dunkle Wolken bedrohlich am Himmel. Trotzdem wagten wir den Ausflug zur Airbase und schafften es tatsächlich vor dem Regen dort hin und auch wieder zurück zur Unterkunft. Gerade als ich die Mopete vor der Unterkunft parkte, wurde es dann ziemlich nass. Perfektes Timing. Zur Belohnung gabs erstmal ein kühles Bierchen und Cevapcici.

 

Weiter gings nach Bosnien. Ein geniales Reiseland, wir sind verliebt. Gleich nach der Einreise lassen wir die Hauptstraße hinter uns und verschwinden im Nationalpark Una. Erst wird der Asphalt löchriger, dann ist er stellenweise ganz weg. Praktisch kein Verkehr, nur Landschaft. Wunderschön, man kann sich an dem Grün und dem immer wieder durchblitzenden Wasser garnicht satt sehen. Die Strecken waren im Vorfeld eher schlecht zu planen, da es zwar Karten gibt, aber wenig Infos über die Streckenzustände. Daher haben wir eher konservat geplant. Unter Mitnahme einiger TET Abschnitte meandern wir langsam weiter. Die vielen Schotterkilometer sind ein Genuss. Null Verkehr (bis auf 2 oder 3 Kieslaster) die Landschaft einfach nur schön. Ruhe macht sich breit und bei mir auch ein breites Grinsen - wie schön, mit meiner Liebsten als Sozia. auf so einer schönen Piste durch eine wunderbare Landschaft zu fahren. Wir lassen das Alles auf uns wirken, saugen mit jedem Atemzug den Duft der Gräser und Kräuter ein. Irgendwann spuckt uns die Piste dann wieder auf einer Asphaltstraße aus, wir tanken Sprit und Cola und erreichen unser Tagesziel am Jezero See. Direkt am Wasser werden wir herzlichst vom Hotelinhaber begrüßt, wir blicken direkt auf den See und machen uns dann später wieder über einen reichhaltigen Grillteller im Restaurant her.

 

Am nächsten Morgen lasse ich mich dazu verleiten eine weitere TET Strecke in Angriff zu nehmen. Ich war ja schonmal da, kann mich aber irgendwie nicht an den Abschnitt erinnern. Es geht oberhalb vom See in die Berge, auf frischem Asphalt schlängeln wir uns in die Höhe. Nach einer kleinen Ortschaft ist der Asphalt zu Ende. Ich stehe auf, es geht teilweise recht steinig bergauf, engere Kurven und Kehren, ausgewaschene Rinnen, gröbere Abschnitte - es ist recht steil ich kann schlecht anhalten. Irgendwann, nach ein paar Kilometer wird es etwas flacher. Ich halte an und drehe mich rum zu meiner Frau. "Geht's" frage ich. Ein gepresstes "Nein" ist die Antwort. Als Sozia sieht sie ja nicht was kommt, kann nicht reagieren also stützt sie sich die ganze Zeit ab um keine gröberen Schläge abzubekommen - nicht lustig. Wir entscheiden uns, zurück zu fahren und den großen (Asphalt)Bogen außenrum zunehmen. Manchen Strecken sind zu zweit zwar machbar - müssen aber nicht sein, denn es sollen ja beide Spaß haben. Wir bleiben also fast immer auf Asphat für den Rest des Tages (ein paar Abstecher gab es dann aber schon noch...) und am späten Nachmittag erreichen wir Mostar. OK, da sollte man vielleicht mal gewesen sein, wegen der BRücke und der Historie usw, aber ein wirkliches Highlight ist das jetzt auch nicht. Völlig überfüllt - das überfordert nach ein paar Tagen in der Einsamkeit schon fast ein bisschen. Unser Hotel liegt günstig und ist wirklich angenehm (Achtung auf der genialen Dachterrasse wird kein Alkohol ausgeschenkt, es liegt im muslimischen Teil der Stadt). Wir essen Pizza in einer kleinen Pizzeria gegenüber des Hotels - auf den Touristennepp in der Altstadt haben wir keine Lust.

 

Dann gehts zu Drago, der ja Grund und Ziel der Reise ist. Zuerst müssen wir aber noch einen Abstecher nach Medugorje machen. Die sehr katholische Verwandschaft hat darum gebeten. Andrea kümmert sich um das Heilige, whrend ich in einem Kaffee schonmal was zu trinken bestelle und sehr fasziniert dem beseelten Treiben zusehen. Ein Geschäft neben dem anderen verkauft Statuen, Bilder, Kühlschrankmagneten etc der heiligen Madonna, die dort mal erschienen sein soll. Hier werden Rosenkränze wie andernorts Kugelschreiber verkauft... Halleluja!

 

Gegen Mittag treffen wir beu Dragos Werkstatt ein. Er, seine beiden erwachsenen Söhne und seine Tochter mit ihren beiden Kids warten schon auf uns. Maria, seine Tochter lebt in Deutschland und sorgt so auch für eine Kommunikation. Was für ein Wiedersehen. Wir gehen Mittagessen. Es gibt frisch gegrilltes Lamm, sehr fein, dann gehts zu Drago nach Hause, es wird viel gelacht und erzählt. Ein wirklich schöner Nachmittag. Uns trennt so viel und doch verstehen wir uns und bleiben miteinander verbunden. Zum Glück gibt es Menschen wie Drago und seine Familie auf dieser Welt. Selbstlos anderen (fremden) helfen ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr - leider.

 

Weiter gehts, nochmal durch wunderschöne unberührte, sehr dünn besiedelte Landschaften. Als Touristen trifft man hier fast nur Bosnier. Seen, die bei uns von Wasser- und Freizeitsportlern maximal bevölkert wären, liegen in Bosnien einfach verschlafen in der Landschaft. Ein Traum. Über einen kleinen, sehr kurvigen Pass geht es zurück nach Kroatien. Der Hund am Grenzposten kurz hinter der Passhöhe ist auf Krawall aus und kassiert im Vorbeifahren einen Stiefeltritt - war bestimmt nicht sein erster. In Kroatien meandern wir durch kleine Dörfer und verschwinden in den Bärenwäldern des Velebit. Eine kleine Straße führt durch den dichten Wald - irgendwann hat man völlig die Orientierung verloren, ein Holztransporter blockiert für 1 Stunde das Weiterkommen, irgendiwe unheimlich in dem dichten grünen Wald - lauert irgendwo ein hungriger Bär? Wir haben Glück, irgendwann landen wir bei unserer Unterkunft in Kuterovo. Dort gibts ein Bären Refugium und man kann gefahrlos einen Blick auf diese tollen Tiere werfen - wenn man Glück hat. Zuerstmal hat unsere Unterkunft unsere Buchung (diesmal nicht via Booking) verschmissen. Kurzerhand dürfen das noch nicht ganz fertige neue Gästezimmer beziehen. Das Bad ist noch im Bau, die Dusche geht aber schon, leider fehlt die Türe noch, die wird dann schnell ein Leintuch davor gehängt. DAs Essen ist reichhaltig und echte Herzensküche, allerdings sind die Preise inzwischen echt gesalzen. Aber wir haben Glück, wenigstens ein alter Bär lässt sich im Refugium blicken.

 

Heim gehts dann mit einer Zwischenübernachtung in Österreich.

Mit Bosnien sind wir sicher noch nicht fertig... und der Balkan hat ja eh noch so einiges zu bieten. Für die BMW und Solo auf der KTM.